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Der Wandel der Stasi-Zentrale zum Campus für Demokratie

Anfang November 2019 folgten rund 80 Besucherinnen und Besucher der Einladung der Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung und Wohnen sowie Kultur und Europa, um sich über den Stand der Planungen auf dem Gelände ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg zu informieren und zwei internationale Beispiele für Erinnerung, Kultur und Bildung kennenzulernen.

Zu Beginn der Veranstaltung betonte die Vertreterin der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien die feste Absicht des Bundes, auf dem ehemaligen Ministeriumsstandort ein Archivzentrum der DDR-Geschichte mit bundesweiter Ausstrahlungskraft errichten zu wollen. In Impulsvorträgen wurden das Europäische Solidarnosc-Zentrum auf dem früheren Gelände der Danziger Werft und der Neubau der Oodi-Bibliotkek im Zentrum der finnischen Hauptstadt Helsinki vorgestellt.

Auf dem anschließenden Podium diskutierten Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher, Kultursenator Dr. Klaus Lederer, Dr. Robert Kaltenbrunner vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Lutz Henke von VisitBerlin und Jette Helberg aus Leipzig von der Initiative Aufbruch Ost die Herausforderungen für den an diesem Standort geplanten Campus für Demokratie.

Senatorin Lompscher begrüßte das Engagement des Bundes: "Hier soll Geschichte präsent bleiben und gleichzeitig über die Gestaltung von Gegenwart und Zukunft nachgedacht werden. Dabei geht es darum, ein offenes Archivzentrum zu errichten und gemeinsam einen belebten Ort zu schaffen. Zunächst werden wir die Sanierungsziele konkretisieren und die Planungen für die öffentliche Infrastruktur voranbringen, um die Möglichkeiten für die Gestaltung des Ortes rechtlich zu sichern."

Senator Lederer stellte klar: „Das Areal nimmt in der Erinnerungslandschaft Berlins eine wichtige Rolle ein. Der Berliner Senat wird sich dafür engagieren, dass zukünftig auch der Widerstandsbewegung angemessene Bedeutung zugestanden wird.“ Er ermutigte den Bund, ein Forum Opposition und Widerstand im Alltag einer Diktatur 1945-90 bei der Planung des Archivzentrums mitzudenken.

Dr. Robert Kaltenbrunner vom BBSR verwies auf die Bedeutung des Campus' als städtebauliche wie kulturelle Aufgabe Berlins mit nationaler Ausstrahlungskraft.

Für Jette Helberg von der Leipziger Initiative "Aufbruch Ost" sei ein umfassender Blick auf die Jugend und auf gegenwärtige Herausforderungen der Demokratie, etwa durch Populismus oder die neuen Medien, bei der inhaltlichen Ausgestaltung der Angebote zwingend notwendig.

Lutz Henke von visitBerlin unterstützte die Bemühungen der Akteure vor Ort. Die Lage des Campus - gut erreichbar, aber außerhalb der eigentlichen Innenstadt - passe hervorragend in die Entwicklungskonzeption des Landes Berlins, die Angebote der Stadt räumlich breiter aufzustellen.

Deutlich wurde zum Ende der Veranstaltung, dass – wie auch die gezeigten Beispiele verdeutlichten - man sowohl groß denken, als auch klein anfangen muss und Veränderungen Zeit brauchen. Es bedarf einer großen Vision, um den enormen Potentialen des Standortes gerecht zu werden, und eines Vorgehens der kleinen Schritte, um die umfangreichen Aufgaben der kommenden Jahre gemeinsam zu bewältigen.

Die Berliner Künstlerin Lale Willan setzte im Rahmen der Standortkonferenz ein Filmprojekt um. Dabei fragt sie nach den Wünschen und Erwartungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen an die Idee eines zukünftigen "Campus für Demokratie".