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Der Standort

Zwischen 1950 und 1989 wurde der seit der Wende zum 20. Jahrhundert schrittweise entwickelte Block zwischen Frankfurter Allee, Rusche-, Normannen- und Magdalenenstraße mehr und mehr durch das Ministerium für Staatssicherheit der DDR vereinnahmt. Heute prägen unterschiedliche öffentliche Einrichtungen, u.a. der Erinnerungskultur, private Angebote und ein umfangreicher Leerstand den Block. das soll sich schrittweise ändern. Teile des Ensembles stehen unter Denkmalschutz.

Kurz vor dem ersten Weltkrieg prägten einzelne Wohn- und Gewerbebauten sowie Gartenanlagen und Schrebergärten den Block. Am Roedeliusplatz sollte ein neues Zentrum für die Stadt Lichtenberg entstehen; das Gerichtsgebäude legt davon Zeugnis ab. Auch wenn aus diesen Plänen nach der Bildung von Groß-Berlin im Jahr 1920 nichts wurde, entstand hier 1930 der erste Bauabschnitt des neuen Finanzamtes.

Nach 1945 nahm die sowjetische Besatzungsmacht Gericht und U-Haft-Anstalt in Beschlag und etablierte hier ihren Unterdrückungsapparat. Im Februar 1950 bezog im seinerzeitigen Finanzamt in der Normannenstraße 22 das neugebildete Ministerium für Staatssicherheit seinen offiziellen Sitz. Bis 1989 wurde der Standort konsequent ausgebaut. Aus einem Gebäude wurde durch Neubauten und Umbauten bestehender Bauten ein ganzer Block, eine in sich abgeschlossene kleine Stadt einschließlich eigener Energieversorgung, Einkaufs- und Veranstaltungsräumen. Weitere Bauten entstanden außerhalb des Blockes, z.B. an der Gotlindestraße.

Abriss der Tauthäuser

Tausende Mitarbeiter des MfS planten und steuerten von hier die Kontrolle der DDR-Bevölkerung und die Spionage im Ausland. Die Wende und schließlich die Besetzung des Areals am 15. Januar 1990 beendeten die jahrzehntelange Nutzung durch den Unterdrückungsapparat.

Nach 1989 nutzte zeitweise die Deutsche Bahn AG Teile des Geländes, das ehemalige Finanzamt wurde wieder zum Finanzamt, Wohnen zog in die ehemaligen Wohnbauten ein, die alte Stasi-Poliklinik wurde zu einem Ärztezentrum, zeitweise war auch das Bezirksamt auf dem Gelände vertreten. Bis heute ist auch die Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes (BStU) dort präsent, es wird an der Aufarbeitung der DDR-Geschichte gearbeitet. Viele Flächen stehen zzt. leer.

Lageplan des MfS-Block mit Nummerierung

Historische Spuren

Die Bedeutung einzelner Gebäude als bauliche und funktionale Zeugnisse der Nutzung des Geländes und des Entwicklungsprozesses hat die Denkmalschutzbehörde dazu veranlasst, Teil des Ministeriumsblockes unter Denkmalschutz zu stellen. Konkret Einzeldenkmale sind:

  • das Haus 1 (Sitz des Ministers),
  • das Haus 7 (Hauptabteilung XX (zwanzig), verantwortlich für die Überwachung des Staatsapparates und wichtige gesellschaftlicher Einrichtungen),
  • das Haus 22 (Offizierscasino, "Feldherrenhügel" genannt).

Die Hoffläche zwischen den Häusern 1, 7 und 22 ist ebenfalls geschützt. Das Finanzamt für Körperschaften II (früher Haus 2) gehört zum Denkmalensemble Roedeliusplatz.

Denkmalkarte

Auch weitere Bauten, durch das MfS errichtet bzw. umgenutzt, tragen zum Verständnis der historischen Bedeutung bei. Geschichtliche Spuren sind gleichermaßen Details wie die alte Hausnummerierung oder die Bodenbeläge.

Historische Spuren auf dem Gelände

Bauhistorische Studie

2020 wurde im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Block des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (MfS) zwischen Rusche- und Normannenstraße, Magdalenenstraße und Frankfurter Allee eine bauhistorische Studie erarbeitet. Erstmalig liegt damit ein Gesamtüberblick über die städtebauliche und bauliche Entwicklung des Blockes seit Beginn der Nutzungen durch das MfS vor, der über die denkmalpflegerische Betrachtung von Einzelobjekten hinausgeht. Viele Karten und Abbildungen mit einer gebäudeweisen Darstellung der Bauentwicklung geben ein umfassendes Bild. Grundlage für die Studie der beiden Büros BSQB-Büro für Stadt, Quartier und Beteiligung, Eckard Hasler und SDARC Seipelt, Dluzniewski Architekten, Marie Josée Seipelt sind umfassende Bestandsaufnahmen, Gespräche mit Eigentümern und Anliegern sowie die Analyse vieler Aktenbestände, insbesondere der BStU.