Nachhaltige Erneuerung (bisher Stadtumbau) und Sanierung
Das Areal des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (MfS) zwischen Normannenstraße, Magdalenenstraße, Frankfurter Allee und Ruschestraße ist seit März 2011 Teil des Stadtumbaugebietes Frankfurter Allee Nord (FAN). Zusätzlich wurde dieser Bereich förmlich als Sanierungsgebiet nach § 142 BauGB festgelegt.
Die Fortschreibung und Aktualisierung von Integriertem Stadtentwicklungskonzept (ISEK) und Sanierungszielen soll bis zum Herbst 2020 abgeschlossen sein. Flankiert werden die aktuell durchgeführten planerischen Schritte von einer bauhistorischen Studie, einem Gutachten zum künftigen Straßenverkehr und einer Verkehrswertermittlung.
Allgemeine Ziele für den MfS-Block
Die Entwicklung ist multidimensional
Im Mittelpunkt steht die historische Bedeutung als Zentrale der DDR-Staatssicherheit, die sich in heute schon ansässigen Nutzungen und dem überkommenen, teilweise denkmalgeschützten Gebäudebestand manifestiert. Der Ort, der jahrzehntelang für Unterdrückung stand, ist durch die Ereignisse um den 15. Januar 1990 und den Prozess, der in den darauffolgenden Monaten zur Bewahrung und Öffnung der Stasi-Unterlagen führte, zugleich ein Ort der Friedlichen Revolution. Der weitere Ausbau als Campus für Demokratie verknüpft gewachsene und neue Kooperationsbeziehungen der Akteure vor Ort. So entsteht am historischen Ort ein institutionenübergreifendes Forum für die diskursive Auseinandersetzung mit der Geschichte. Anhand geschichtlicher Erfahrungen soll zugleich kritisch über die Gestaltung von Gegenwart und Zukunft nachgedacht werden. Der Campus als Forum des offenen, vielfältigen Meinungsaustauschs über die Bedeutung von Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Pluralismus setzt einen historischen Kontrapunkt zur totalitären Geisteshaltung derer, die hier die Zentrale des Staatssicherheitsdienstes errichteten.
Stasi-Zentrale - Campus für Demokratie
"Wie erinnern wir uns? Und woran? Gilt es, die Schrecken der Vergangenheit zu betonen? Oder kann ein Ort der Repression auch ein Ort zur Auseinandersetzung der Gegenwart sein?
Seit im Jahr 2012 die Idee aufkam, das ehemalige Stasi-Gelände zu einem "Campus für Demokratie" zu entwickeln, hat dieses Spannungsfeld die Diskussion begleitet. Auf den ersten Blick scheint die Idee ein Widerspruch. Ein Ort, der jahrzehntelang für Unterdrückung stand, soll nun für Demokratie werben? Er soll genau das. Denn die ehemalige Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg eignet sich in besonderer Weise dafür, die gesellschaftliche Dynamik zwischen Diktatur und Demokratie zu reflektieren und damit Impulse für heute zu setzen.
Der Bundestag bekannte sich 2016 erneut zur Bedeutung des Geländes und zu seiner Fortentwicklung zu einem Ort der "Aufklärung über Diktatur und Widerstand." ….
Das Land Berlin und auch der Bezirk Lichtenberg haben sich mit eigenen Vorstellungen ebenfalls schon eingebracht. Es gibt Möglichkeiten für Künstler*innen, gesellschaftliche Gruppierungen, aber auch für die Vision eines gemeinsamen Archivzentrums des Stasi-Unterlagen-Archivs mit dem Bundesarchiv, das seine Unterlagen des Staats- und Parteiapparats der DDR dort in einem großen Neubau lagern könnte." …
Roland Jahn
(Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen)
Vorwort (gekürzt) zu Standortbroschüre zum Campus
Um diesen inhaltlichen Kern gruppieren sich gestalterisch, funktional und kontextuell verträgliche urbane Nutzungen insbesondere aus Kultur, Bildung, standortverträglichem Gewerbe, bestehendem Wohnen und sozialen Infrastrukturangeboten. Die stadträumliche Einbeziehung der Nachbarschaft ist ein wichtiges Anliegen der Entwicklung.
Der Anspruch an die städtebaulich-funktionale Qualität ist hoch
Den Campus für Demokratie zu gestalten, ist eine städtebaulich und baukulturell anspruchsvolle Aufgabe. Dies betrifft die angestrebte Nutzungsvielfalt, die Gestalt- und die Prozessqualität.
Geschichtlich bedeutsame Spuren und die Dimensionen des einstigen Überwachungsapparates in seinen städtebaulichen Grundzügen sollen dokumentiert, aufbereitet und soweit wie möglich bewahrt werden, um die Lesbarkeit des Ortes zu verbessern. Dies geht über die Erhaltung der formell unter Denkmalschutz stehenden Bauten hinaus.
Wo Neues erreicht werden muss, ist es mit hoher Qualität und dem Ort angepasst, einzufügen. Die Funktionalität und Aufenthaltsqualität der Freiräume sind zu verbessern.
Die Entwicklung ist ein partizipativer Prozess
Die Weiterentwicklung des Geländes soll auf möglichst transparente Weise und unter Beteiligung der Öffentlichkeit erfolgen. Dieser Prozess umfasst konkrete Projekte und eine Strategie für das Standortmarketing. Er ist dynamisch angelegt und entwicklungsfähig. Private Eigentümer, zivilgesellschaftliche Gruppen und öffentliche Einrichtungen arbeiten gemeinsam an der Entwicklung und Umsetzung der Ziele. Es gibt über vorgeschriebene Beteiligungsschritte hinaus weitere Informations- und Beteiligungsangebote.